Die Gründung der PSJ Annaberg im Jahr 2013 in der beschaulichen niederbayerischen Stadt Osterhofen markierte den Beginn einer bemerkenswerten Entwicklung.
Ursprünglich mit nur 12 Plätzen für unbegleitete Kinder und Jugendliche gestartet, musste das Angebot bereits ein Jahr später aufgrund steigender Flüchtlingsströme auf 50 Plätze erweitert werden. 2015 war die Einrichtung dann schon für knapp 100 Jugendliche in verschiedenen Settings zuständig: Von vollstationären heilpädagogischen Wohngruppen, über Verselbständigungsgruppen bis hin zu ambulanten Hilfen in eigenen Wohnungen.
Zu Beginn wurden vor allem männliche unbegleitete Minderjährige aus Afghanistan, Pakistan und Syrien in den Psychologisch-Systemischen Jugendhilfen betreut. Doch im Laufe der Zeit kamen auch Kinder aus Afrika, Mali, Somalia, Eritrea und anderen Ländern hinzu. Im Jahr 2017 wurden schließlich auch Mädchen aus überwiegend afrikanischen Ländern aufgenommen. Selbst Flüchtlinge aus Kambodscha, Vietnam und China haben in der PSJ schon eine neue Heimat gefunden.
Wir sind stolz darauf, seit 2019 auch die Aufnahme von deutschen Kindern und Jugendlichen ohne Fluchthintergrund ermöglicht zu haben. Diese Chance hat gezeigt, dass sowohl die jungen Geflohenen, als auch die deutschen Kinder und Jugendlichen voneinander profitieren konnten. Der Austausch mit anderen Kulturen erweitert den Horizont und beeinflusst positiv die Wahrnehmung der eigenen Sorgen und Probleme.
In den letzten 10 Jahren haben wir stets flexibel auf die unvorhersehbaren Flüchtlingsbewegungen reagiert und unser Angebot entsprechend schnell entwickelt. Diese Anpassungsfähigkeit war entscheidend, um den Bedarfen der sich ständig verändernden Situation gerecht zu werden.
Die PSJ Annaberg ist mittlerweile der führende Kinder- und Jugendhilfe-Träger im Bereich unbegleitete minderjährige Ausländer (umA) in der Region.
Das pädagogische Konzept der PSJ Annaberg basiert auf einem ganzheitlichen Ansatz, der die Vereinigung von psychologischen und systemischen Ansätzen betont. In einem therapeutischen Milieu schaffen wir ein Umfeld, das von Wertschätzung, Kongruenz und Empathie geprägt ist. Dabei greifen wir auch auf die Pädagogik von Haim Omer mit dem Konzept der Neuen Autorität zurück.
Unsere Betreuerinnen und Betreuer streben kein Machtgefälle zwischen den Jugendlichen und sich selbst an. Stattdessen setzen wir auf eine Autorität der Präsenz: „wir sind da, wir bleiben bei dir und begleiten dich, auch wenn es schwierig wird“. In unserem alltäglichen Setting legen wir besonderen Fokus auf die Integration in das deutsche Schulsystem. Die Sprache steht dabei im Mittelpunkt, da sie den Schlüssel zum sozialen und kulturellen Leben in Deutschland bildet.
Wir legen großen Wert darauf, dass die jungen Menschen die neue Kultur kennenlernen und respektieren, ohne dabei ihre eigene kulturelle Identität aufgeben zu müssen. Gleichzeitig begleiten wir sie während des Asylverfahrens und stehen ihnen bei den Folgen der Traumatisierung aufgrund ihrer Erlebnisse im Heimatland, auf der Flucht oder der Angst vor einer Abschiebung empathisch zur Seite.
Am Ende unserer Jugendhilfemaßnahme streben wir eine umfassende Verselbständigung der Jugendlichen in allen relevanten Lebensbereichen an. Unser Ziel ist es, ihnen die erforderlichen Fähigkeiten und Ressourcen zu vermitteln, um ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben führen zu können. Dazu gehört insbesondere auch die Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Wir orientieren uns bei unserem Leitbild an UNICEF Deutschland. Die Vision von UNICEF ist eine kindergerechte Welt:
Die Hilfe von UNICEF gilt allen Kindern – unabhängig von Hautfarbe, Herkunft, Religion, Geschlecht oder politischer Einstellung. Wir lassen uns in unserer pädagogischen Arbeit von diesen Gedanken leiten und versuchen in unserem kleinen Einflussbereich einen Beitrag dazu zu leisten.
Wir wollen Flüchtlingskindern, die ohne ihre Eltern nach Deutschland gekommen sind, Schutz und eine neue Perspektive bieten.
Die PSJ Annaberg ist stolz darauf, ein engagiertes und vielfältiges Team von über 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in ihren Einrichtungen zu beschäftigen. Unter ihnen befinden sich mehr als 40 pädagogische Fachkräfte in Voll- und Teilzeit, bestehend aus Sozialpädagogen, Pädagogen, Erziehungswissenschaftlern, Erziehern, Heilpädagogen, Heilerziehungspflegern und Psychologen.
Darüber hinaus gehören auch Handwerker, Mitarbeiter aus dem Pflegebereich und Lehrer mit pädagogischen Zusatzqualifikationen zu unserem Team. Eine besondere Stärke unseres Teams liegt in seiner Internationalität. Neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Deutschland bringen Kolleginnen und Kollegen aus den verschiedensten europäischen Ländern, wie auch aus Syrien, Afghanistan, Marokko und dem Irak ihre Expertise ein.
Viele unserer pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind mehrsprachig und haben selbst ähnliche Fluchterfahrungen wie die zu betreuenden Kinder gemacht. Dadurch verfügen sie über ein hohes Einfühlungsvermögen und ein grundlegendes Verständnis für die Problematiken, mit denen die Kinder konfrontiert sind. Zusätzlich sind einige unserer Teammitglieder Native Speaker, was den Kindern dabei hilft, schnell Vertrauen aufzubauen und sich sprachlich zu entwickeln.
Durch die Kombination von Fachkompetenz, interkultureller Erfahrung und Unterstützung in allen Lebenslagen, schaffen wir ein professionelles Arbeitsumfeld. Dies ermöglicht es uns, den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden und ihnen eine qualitativ hochwertige Betreuung zu bieten.
Rechtsgrundlage in Deutschland
UN Kinderrechtskonvention
10 Grundrechte jedes Kindes
Das Recht auf Gleichbehandlung und Schutz vor Diskriminierung unabhängig von Religion, Herkunft und Geschlecht
Das Recht auf einen Namen und eine Staatszugehörigkeit
Das Recht auf Gesundheit
Das Recht auf Bildung und Ausbildung
Das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung
Das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu werden und sich zu versammeln
Das Recht auf eine Privatsphäre und eine gewaltfreie Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung und des Friedens
Das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen und Notlagen und auf Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung, Ausnutzung und Verfolgung
Das Recht auf eine Familie, elterliche Fürsorge und ein sicheres Zuhause
Das Recht auf Betreuung bei Behinderung